Wie voll ist dein Energietank?

Kein Zeitmanagement-Seminar ohne „Eat the frog“ und kein „So-hörst-du-endlich-auf-zu-prokrastinieren“-Artikel ohne die Empfehlung, die ungeliebten Aufgaben zuerst zu erledigen. Dazu noch die Sprichwörter „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ oder „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“. Wer hat jetzt noch direkt ein schlechtes Gewissen und denkt an die eine unangenehme Aufgabe, die von Tag zu Tag auf den nächsten verschoben wird? (Vielleicht ist es auch nicht nur eine einzige Aufgabe…)

 

Ich finde besonders „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ aus verschiedenen Gründen kontraproduktiv und nicht sinnvoll. Denn zum einen: Arbeit und Vergnügen sind also scheinbar gegensätzliche Sachen? Kann Arbeit denn nicht auch Spaß machen? Ist sie so furchtbar, dass ich danach Belohnung zur Wiedergutmachung brauche? Und zum anderen: wenn die Arbeit solch eine Qual ist, habe ich dann überhaupt noch genug Energie, mich nach der Arbeit noch zum Vergnügen aufzuraffen? Denn wem ist das ebenfalls schon passiert: Da hat man sich endlich zu einer anstrengenden Aufgabe aufgerafft und ist danach dann auf dem Sofa versackt anstatt wie vorher geplant zum Yoga oder zum Sport zu gehen?

 

In meinen Coachings erlebe ich immer wieder, dass es gar nicht nur die komplexen Tools wie z.B. das Innere Team nach Schulz von Thun oder andere Aufstellungsübungen oder Kommunikationsmodelle sind, die einen Perspektivwechsel bewirken. Den größten Effekt hat in vielen Coachings eine vergleichsweise unspektakuläre Übung namens „Energietank“. Die Übung kommt aus der Burnout-Prävention und funktioniert so:

 

Du zeichnest dir ein Gefäß auf, das deinen Energietank symbolisiert. Dann trägst du dein aktuelles Energielevel ein. Anschließend notierst du in grüner Farbe möglichst viele Tätigkeiten, Umstände und ggf. auch Menschen, die dir Energie geben bzw. guttun, in Kombination mit einem Pfeil nach innen, in das Gefäß hinein.

 

 

Das gleiche machst du dann in Rot mit den Tätigkeiten, Umständen und ggf. auch Menschen, die dir Energie rauben bzw. nicht guttun, in Kombination mit einem Pfeil nach außen, aus dem Gefäß heraus.

 

Und plötzlich ist den meisten Menschen ganz klar, warum sie sich vielleicht gerade so erschöpft fühlen – zu viele rote Aspekte und/oder zu wenige von den grünen – oder aber auch, weshalb sie gerade das Gefühl haben, Bäume ausreißen zu können: wenige rote Punkte und/oder sehr viele grüne. Diese kleine Übung kann nicht nur unsere individuellen Stressoren und Glücklichmacher identifizieren – was ja auch schon wertvoll wäre – sondern sie kann dazu führen, dass wir unser eigenes Energie-Level besser steuern können. Das heißt, wir fühlen uns weniger fremdbestimmt und machtlos, sondern können selbst beeinflussen, wie es uns geht.

So manche Kröte muss man natürlich trotzdem schlucken – womit wir wieder beim Zeitmanagement und bei „eat the frog“ wären. Aber wenn ich z.B. weiß, dass in den nächsten Tagen ein paar Energiefresser auf mich warten, kann ich gezielt vorher meinen Energietank mit guten Sachen füllen. Denn ich starte ja auch bei meinem Handy keinen großen Download oder ein Energiefressendes Update, wenn mein Akku nur bei 8% ist.

 

Auf meinen eigenen Energietank (siehe Foto am Anfang dieses Textes) bezogen: Wenn ich mich um die Steuer kümmern muss, wozu ich wenig Lust habe, sollte ich nicht davor mit meinen Kindern in eine Trampolinhalle gehen, in der es erfahrungsgemäß laut und voll ist und wo sich viele Kinder streiten. Sondern ich sollte direkt morgens eine Runde schwimmen gehen oder mit meiner lieben Freundin Sandra vorher frühstücken gehen, damit ich mich dann aufgetankt und guter Dinge an die Aufgabe machen kann, die mir dann ruhig wieder Energie nehmen darf – jetzt ist ja genügend davon da.

 

 

So eine kleine und scheinbar banale Übung – aber oft so ein großer Effekt und eine Stellschraube für mehr Leichtigkeit, Energie und Freude im Alltag! Weißt du, wo deine Stellschrauben für mehr Energie sind?

 

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