So viele Ideen, so wenig Orientierung

Ganz viele Menschen kommen ins Coaching mit der Herausforderung, viele vage Ideen, scheinbar verrückte Träume und diffuse Sehnsüchte zu haben – was fehlt, ist der konkrete Plan. Nichts scheint zueinander zu passen. Oft höre ich „Ich habe so viele verschiedene Interessen, aber ich kann mich für nichts entscheiden.“ Oder: „Ich hatte schon so viele unterschiedliche Jobs – mein Lebenslauf ist so chaotisch!“

In beiden Fällen schwingt viel Verzweiflung mit. Und in beiden Fällen hilft es, einen roten Faden zu finden. Denn den gibt es auch beim buntesten Lebenslauf und bei den wildesten Berufswünschen – garantiert! Nur ist er von außen oft leichter zu sehen als von der orientierungslosen Person selbst.

 

Oft lasse ich mir dann Kindheitsträume erzählen. Es hilft, sich Fragen zu stellen wie:

 

·         Was wollte ich werden, als ich klein war?

·         Was wollte ich werden, als ich schon größer, aber noch nicht erwachsen war?

·         Was habe ich mir davon versprochen?

·         Wie habe ich mir das Erwachsenen-Leben ausgemalt, wie es sein würde?

 

Wer als kleiner Junge Feuerwehrmann werden wollte, muss das nicht zwingend als 30jähriger noch wollen oder umsetzen (können). Wer als kleines Kind vom eigenen Pferd geträumt hat, muss sich nicht morgen nach geeigneten Ställen in der Umgebung umgucken. Aber es lohnt sich, zu hinterfragen, warum der Kindheitstraum so wichtig war. Was hat sich der Junge vom Feuerwehrmannsein versprochen:  Ein Held zu sein, zu helfen, das Gefühl von Zusammenhalt mit den Kollegen oder war die Faszination für die Löschwagen der Grund für diesen Berufswunsch? Und das Pferd: Steht der Wunsch für die Liebe zu Tieren, für einen Drang nach Freiheit oder für die Sehnsucht, viel in der Natur zu sein? Welche Bedürfnisse und Motive stehen hinter diesen Kindheitsträumen? Und welche von ihnen dürfen heute noch einen Platz in unserem Erwachsenenleben finden?

Wer das reflektiert, kann daraus Schlüsse für den nächsten beruflichen (oder privaten) Schritt ziehen.

 

Ich selbst wollte als Kind und Jugendliche wahlweise Schriftstellerin, Psychotherapeutin, Logopädin, Buchhändlerin, Rechtsanwältin oder Floristin werden. Jahre später, als Coach mit meinem eigenen Raum, verstehe ich meinen roten Faden: Es ging bei all diesen Berufswünschen immer darum, das Leben einzelner Menschen schöner oder besser zu machen. Z.B. als Therapeutin durchs Zuhören und Heilen, als Schriftstellerin durch kluge und berührende Worte, als Floristin durch schön anzusehende Blumenarrangements. Und das andere Motiv, das sich durchzieht, ist der Wunsch danach, einen geschützten, ruhigen Raum zu schaffen, in dem ich Menschen empfangen und diese Erkenntnisse, Gerechtigkeit, Schönheit, Frieden oder Heilung erfahren. Denn natürlich wollte ich in einer kleinen feinen Buchhandlung arbeiten, mit gemütlichen Sesseln und Tee für alle Menschen, die gerne in ruhiger und schöner Umgebung die ersten Seiten eines Buches lesen möchten. Und selbstverständlich wäre auch mein Traumblumenladen keine Filiale einer großen Kette gewesen, sondern ein kleiner liebevoll eingerichteter Laden, in dem es ganz individuell gebundene Sträuße gegeben hätte. Eine Kanne Tee hätte auch dort auf dem Tresen gestanden. In beiden Fällen, sowohl als Floristin als auch als Buchhändlerin, wäre der Laden idealerweise mein eigener gewesen, und er wäre ganz in der Nähe meines Wohnortes gewesen. Insofern bin ich als selbstständige Coach mit meinem eigenen Raum, einem Arbeitsweg von 15 Minuten und der obligatorischen Kanne Tee, mit der ich alle Coachees empfange, heute sehr zufrieden und glücklich.

 

Wir alle hatten und haben diese Träume, manche sind sehr gut verschüttet unter Alltagsanforderungen und scheinbar vernünftigen Jobs. Wenn du spürst, dass da etwas in dir zieht und zwickt, was du nicht so ganz zu greifen bekommst, melde dich gerne und wir machen uns gemeinsam auf den Weg, deinen roten Faden zu finden.

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