Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub....?

 

"Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen." Das sagte einst die Heldin meiner Kindheit, Astrid Lindgren. Und gerade heute morgen – am ersten Arbeitstag nach scheinbar nie mehr enden wollenden Sommerferien – musste ich daran denken. Was war das schön mit all dem Müßiggang und der Entschleunigung der letzten Wochen. Sehr viel Zeit, um vor sich hin zu schauen. Kommen Sie auch gerade schwer in den Alltag nach all der Freiheit im Urlaub? Wochenlang in den Tag hinein gelebt, Sonne satt, keine Termine, an den Füßen nix anderes als Flip-Flops, intensive Familienzeit und lange Tage am Meer, am See oder im Garten...

 

Während die einen von uns Schwierigkeiten haben, sich wieder in Büros, Meetings und Zeitpläne zu begeben, freuen sich andere Menschen wiederum über Struktur, neue Herausforderungen und Alltag. Die einen leben bei 30 Grad plus erst so richtig auf, andere fiebern dem Herbst entgegen und freuen sich, wenn die Tage wieder kürzer und die Blätter bunter werden.

Und war es nicht schon füher so, dass sich der Gedanke an den ersten Schultag nach unendlichen sechs Wochen Sommerferien irgendwie unbehaglich und aufregend zugleich anfühlte? Wie so vieles im Leben ein ambivalentes Gefühl.

 

Die Franzosen haben ein spezielles Wort für die Zeit nach den langen Sommerferien: La rentrée, die Rückkehr. Es bezeichnet nicht nur den Schulbeginn, sondern auch die Wiederaufnahme des politischen und sozialen Lebens nach der Sommerpause. Alles sortiert sich wieder neu, la rentrée gilt in Frankreich als gesellschaftliches Ereignis, es gibt zu diesem Zeitpunkt wieder sehr viel mehr literarische Veröffentlichungen, vergünstigte Eintrittspreise in Kinos und Theatern, spezielle Verkaufsaktionen im Einzelhandel und diverse Veranstaltungen.

 

Und nun sitzen also bald wieder alle Kinder mit frisch befüllten Federtaschen und frisch gespitzten Buntstiften in neuen Klassen mit neuen Arbeitsheften und gewöhnen sich aneinander, während wir Erwachsenen uns an unsere Arbeitsstellen begeben, unseren Kollegen von den Urlaubserlebnissen erzählen und uns dann an die Übergabe machen, in Meetings auf den neusten Stand gebracht werden und uns ans Abarbeiten unserer Mails machen und uns ganz fest vornehmen, heute pünktlich Feierabend zu machen.

 

La rentrée ruckelt manchmal ein bisschen und das darf sie auch nach all der Sommerfreiheit, finde ich. Wenn Sie allerdings nach den ersten holperigen Tagen immer noch denken „Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub“ fänd ich das sehr schade. Schließlich besteht das Leben doch überwiegend aus Alltag. Und wäre es da nicht das Klügste und Schönste, sich diesen Alltag so zu gestalten, dass Sie sich nicht von Urlaub zu Urlaub hangeln müssen? Nach all dem Abstand, den wir nach einer längeren freien Zeit – hoffentlich – gewinnen, kann einen der Alltag mit all seinen Terminen, Rechnungen, Verpflichtungen, dem frühen Aufstehen und Zwängen schon ganz schön überrollen. Wenn la rentrée aber auch nach einer gewissen Eingewöhnungszeit einfach nicht gelingen will, ist es vielleicht Zeit, Ihren Alltag zu überdenken.

 

Passt mein Leben noch zu mir? Erfüllt mich mein Beruf noch? Führe ich das Leben, das ich führen will? Oder führt mein Leben mich? Gibt es etwas, das ich aus dem Feriengefühl in meinen Alltag mitnehmen kann? Genieße ich mein Leben? Meine Arbeit? Meine Beziehung? Meine Familie? Wie kann ich mich be-freien?

 

Sehr gerne können wir diesen Fragen in einem Coaching gemeinsam auf den Grund gehen. Denn ich wünsche Ihnen, dass Sie  - so wie ich heute nach meinem ersten Termin  - bald wieder denken können „Vive la rentrée!“ 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Andrea Beckgerd (Mittwoch, 22 August 2018 13:14)

    Wunderbar geschrieben, liebe Pamela!
    Kollegiale Grüße,
    Andrea Beckgerd